Martin Auer: Der seltsame Krieg, Geschichten für die Friedenserziehung

   
 

Auf dem Karottenplaneten

Please share if you want to help to promote peace!

Der Träumer
Der blaue Junge
Auf dem Karottenplaneten
Angst
Noch einmal Angst
Die seltsamen Leute vom Planeten Hortus
Als die Soldaten kamen
Zwei Kämpfer
Mann gegen Mann
Der Krieg auf dem Mars
Der Krieg zwischen Sonne und Mond - und wie er beendet wurde
Der Sklave
Die guten Rechner
Der seltsame Krieg
Arobanai
Sternenschlange
Stau
Frieden beginnt bei dir selbst
Die zwei Gefangenen
Gerechtigkeit
Die verhexten Inseln
Geld
Im Krieg
Geschichte von einem guten König
Bericht an den Rat der Vereinten Sonnensysteme
Offene Worte von einem Europäer
Die Bombe
Vorwort
Kommentar des Autors
Download (Alle Geschichten in einer druckerfreundlichen Datei)
Wie kommt der Krieg in die Welt?
Über den Übersetzer/die Übersetzerin
Über den Autor
Mail for Martin Auer
Lizenz
Creative Commons licence agreement

Bücher und CDs von Martin Auer


In meinem Haus in meinem Kopf
Gedichte für Kinder

Die Prinzessin mit dem Bart
Joscha unterm Baum
Was die alte Maiasaura erzählt

Die Erbsenprinzessin

Der wunderbare Zauberer von Oz - Hörbuch zum Download

Die Jagd nach dem Zauberstab, Roman für Kinder - Hörbuch zum Download
Der seltsame Krieg
Geschichten über Krieg und Frieden

Zum Mars und zurück - Lieder
Lieblich klingt der Gartenschlauch - Lieder
Lieschen Radieschen und andere komische Geschichten - CD

Auf einem winzigen Planeten, da lebten einmal welche, die waren fleißig, und andere, die waren weniger fleißig. Dann gab es noch ein paar ganz Fleißige und ein paar ganz Faule. Mit einem Wort - es war so wie überall im Universum.

Nur dass die Faulen und die Fleißigen alles, was sie erzeugten - es waren hauptsächlich verschiedene Sorten Karotten -, auf einen Haufen schmissen und dann gemeinsam davon aßen. Das war nicht so wie überall.

Eines Tages aber sagten ein paar ganz Fleißige:

„Jetzt reicht's aber. Wir schuften und schuften, und dann kommen die andern daher, die den ganzen Tag auf dem Rücken liegen und in die Sonne pfeifen, und wollen unsere Karotten essen." Und sie schmissen ihre Karotten nicht mehr auf den gemeinsamen Haufen, sondern behielten sie zu Hause und fraßen sich dicke Wänste an.

Die ganz Faulen zuckten nur die Achseln und aßen weiter vom großen Haufen, und natürlich aßen sie mehr davon weg, als sie selber hinbrachten.

Da merkten die Mittelfleißigen und die Mittelfaulen, dass jetzt doch auf jeden weniger kam; denn die ganz Fleißigen hatten ja immer besonders viele Karotten gebracht, mehr, als sie selber aßen.

Also sagten die Mittelfleißigen: „Dann wollen wir aber auch unsere Karotten selber behalten", und sie schmissen sie nicht mehr auf den großen Haufen, sondern machten sich jeder ein kleines Häuflein bei sich zu Hause.

Und die Mittelfaulen machten es ebenso. „Es bleibt uns ja gar nichts anderes übrig", sagten sie zu den ganz Faulen.

Und jetzt hatte jeder seinen eigenen Karottenhaufen vor seiner Hütte, und wenn er Lust auf eine Karottensorte hatte, die nicht in seinem Haufen vorkam, dann musste er sehen, ob er sie bei jemand anderem eintauschen konnte.

Da fing bald ein Kommen und Gehen an, und nach der Arbeit hatten die Leute noch stundenlang zu tun mit Karottentauschen, bis jeder alle Karottensorten im Hause hatte, die er brauchte oder zu brauchen glaubte.

„Das sind ja ganz neue Sitten!" sagten die ganz Faulen unter sich. Für sie gab es jetzt keinen gemeinsamen Haufen mehr, von dem sie hätten schmarotzen können. Daraus zog aber jeder eine andere Lehre. Einige sagten sich: „Na schön, da muss ich eben doch mehr arbeiten." Das war allerdings nicht so einfach, denn wenn so ein bekehrter Fauler auf ein Feld kam, um dort Karotten zu pflanzen, war da meistens einer, der sagte: „He, hier habe doch immer ich Karotten gepflanzt, das ist mein Feld!"

Andere aber gingen einfach zu den Hütten der Reicheren und nahmen sich dort von den Karottenhaufen, worauf sie gerade Lust hatten. „Wir haben immer vom gemeinsamen Haufen genommen. Und wenn es jetzt viele Haufen gibt, dann sind das eben viele gemeinsame Haufen. Wir nehmen uns jedenfalls davon", sagten sie.

Das war natürlich den Reicheren nicht recht, und einige fingen an, Zäune um ihre Karottenhaufen zu bauen. Da mussten bald alle Zäune um ihre Haufen bauen. Denn je mehr Leute Zäune um ihre Haufen hatten, um so mehr holten sich die ganz Faulen, die an den alten Sitten festhielten, von den Haufen ohne Zäune.

Über kurz oder lang hatten alle, die einen Haufen hatten, auch einen Zaun darum. Jetzt hatten sie nach der Arbeit nicht nur mit dem Tauschen, sondern auch noch mit dem Flicken und Ausbessern ihrer Zäune zu tun und mit dem Aufpassen, dass keiner drüberkletterte.

Bald murrten einige: „Früher haben wir uns nach der Arbeit alle beim großen Karottenhaufen getroffen und Witze erzählt und Bockspringen veranstaltet. Jetzt hocken wir nach der Arbeit nur noch zu Hause, bewachen unsere Karotten und bessern unsere Zäune aus. Und am Morgen sind wir todmüde und können gar nicht gescheit Karotten pflanzen. Irgendwie haben wir jetzt viel mehr zu tun als früher, aber die Karotten werden davon nicht mehr."

Und einige schlugen vor, man sollte doch wieder zur alten Sitte mit dem großen gemeinsamen Haufen zurückkehren. „Lieber füttern wir doch ein paar ganz faule Schmarotzer mit, als dass wir uns dauernd mit dem Tauschen und Aufpassen und Zäuneflicken abplagen!"

Aber die Reichsten sagten: „Nein, wenn wir zur alten Sitte zurückkehren, dann heißt das, das Schmarotzen zu erlauben. Dann werden alle schmarotzen wollen, und keiner wird mehr Karotten anpflanzen, und wir werden alle verhungern!"

„Aber so doch nicht", sagten die anderen. „Den meisten ist es zu langweilig, den ganzen Tag auf dem Rücken zu liegen und der Sonne was vorzupfeifen. Es gibt doch nur ganz wenige, die wirklich so faul sind. Karottenpflanzen macht doch in Wirklichkeit Spaß."

„Nein", sagten die Reichsten, „Karottenpflanzen macht keinen Spaß. Nur Karottenhaben macht Spaß.

Ihr könnt ja eure Karotten mit den Faulenzern teilen, wenn ihr wollt. Wir jedenfalls reißen unsere Zäune nicht mehr ab!"

„Tja", sagten da einige von den Mittelreichen, „wenn die Ganzreichen nicht mitmachen, dann wollen wir unsere Zäune lieber auch behalten, wir haben ja nicht soviel, dass wir es mit den Faulenzern teilen könnten."

Und die Mittelarmen sagten: „Ja, wenn nur wir teilen sollen, dann haben alle zu wenig, da können wir nicht mitmachen. Wir müssen unsere Zäune leider behalten. „

Und so wurde diesmal nichts daraus. Und obwohl eigentlich die meisten wussten, dass jetzt alle mehr Arbeit hatten, ohne dass es deswegen mehr Karotten gab, schafften sie es einfach nicht, zur alten Sitte zurückzukehren.

Dafür passierten einige andere interessante Dinge. Einige von denen, die keine großen Karottenfelder hatten, gingen zu einigen Reicheren und sagten:

„Hört einmal, wenn ihr mir jeder jeden Tag ein paar Karotten gebt, dann pass ich dafür auf eure Haufen auf."

Und andere kamen auf die Idee und boten an: „Wer mir Karotten gibt, dem flicke ich dafür seinen Zaun!"

Und wieder andere gingen von Haus zu Haus und sagten: „Gebt mir ein paar von euren Karotten, ich gehe sie für euch eintauschen, wenn ich dafür jede fünfte Karotte behalten darf."

Das ging so eine Weile, und dann kratzten sich einige am Kopf und sagten: „Eigentlich sollte ich jetzt mehr Zeit haben, aber jetzt muss ich wieder mehr Karotten anpflanzen, damit ich den Zäuneflicker und den Nachtwächter und den Karottentauscher bezahlen kann!"

Und wieder schlugen einige vor, zur alten Sitte zurückzukehren und die Zäune abzureißen. Aber seltsamerweise waren jetzt nicht nur die Reichsten dagegen, sondern auch die Ärmsten: „Wollt ihr uns unsere Arbeit wegnehmen!" schrien die Zäuneflicker.

„Wovon sollen wir leben?" schrien die Nachtwächter.

„Sollen wir verhungern?" schrien die Karottentauscher.

Tja, und so blieb es eben bei der neuen Sitte.


Kommentar des Autors


Die Inhalte dieser Seiten sind durch registrierte Benutzer selbst veröffentlicht worden. Wenn Sie etwas bemerken, das nach Spam oder Missbrauch aussieht, kontaktieren Sie bitte den Autor.